Sind diese Raben Symbole, die ihren Gegenwert in unserem Leben haben? Können wir selbst unsere Raben über die Welt schicken oder ist dieses Privileg den Göttern, oder gar nur ihrem König, vorbehalten?

Der Gedanke fliegt zusammen mit der Erinnerung um die Welt, um jeden Morgen zu berichten. Woran erinnert uns das? Ich habe sofort an Träume gedacht, die aus der Erinnerung und den Gedanken des vorangegangenen Tages jene Gespinste weben, die uns des Nachts in Atem halten. Und morgens? Man wundert sich über die Bilder, die einem die Raben bringen. Man fragt sich, was sie wohl zu bedeuten haben. Die farbenfrohen und eindrucksvollen Bilder verblassen allzu schnell im Licht der allmorgendlichen Rituale und sind bald dorthin versunken, wo die beiden Raben sie gefunden haben: ganz tief in den Weiten der inneren Welten. Noch heute Nacht hatte ich einen Traum der mir, mangels einer treffenderen Beschreibung, in den intensivsten Farben eine Geschichte von Heldenmut und Freundschaft erzählt hat. Ich war von diesem Bericht der Boten sehr beeindruckt, aber jetzt, im Licht des Tages und inmitten herumhetzender und gestresster Menschen, ist die Faszination nur noch durch bloße Willenskraft fühlbar. Und selbst das nur in einer so abgeschwächten Form, dass sie nur ein Schatten zu sein scheint. Nur noch Bruchstücke und Schemen dieser grandiosen Geschichte kann ich mir erschließen. Ich habe von dem Traum berichtet, aber die Worte zwängten die Bilder in einen viel zu engen Rahmen. Es war mir im gleichen Augenblick klar, dass man so viele Eindrücke nicht in Worte kleiden kann, ohne sie zu ersticken. Die Landschaft dieses Traumes schien kalt und feindlich. Viele Kreaturen waren im Kampf verwickelt und doch stellten die schlimmsten dieser Kreaturen sich als meine Freunde heraus. Und ich mich als ihr Retter, als die Lava kam. Ich sagte bereits, dass die Worte es nicht fassen können, nicht wahr? Na, wie dem auch sei, letzten Endes mag jeder von uns die Träume fangen, um sie zu vergessen. Andere kleiden sie in Worte und schreiben sie auf… nur um festzustellen, dass auch diese Worte bald ihren Sinn verlieren ohne die Pracht der Bilder, die sich hinter geschlossenen Augen zu ungeahnten Weiten öffnen.

Ich aber wähle einen anderen Weg: Ich freue mich schon auf den Moment, in dem meine Boten wieder zurückkehren und mir davon berichten, was in den Welten vorgeht. Wenn ich Glück habe, begegnen sie eines Tages den beiden Raben.

Und vielleicht,… nur vielleicht,…
haben sie sich einiges zu erzählen.